Theater ist mehr als „schauspielern“
Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule überzeugen in Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“
Mehr als 40 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 unter einen Hut zu bringen, das ist schon eine Herausforderung der besonderen Art. Dies dachten sich sicher auch drei Lehrerinnen und Lehrer der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Düren. Der Literaturkurs unter Leitung von Frau Rehling und Frau Meyer, sowie der instrumentalpraktische Kurs von Herrn Foxius hatten die Idee, das Theaterstück von Thornton Wilder „Unsere kleine Stadt“ gemeinsam aufzuführen.
Bei der gemeinsamen Erarbeitung war es dem Literaturkurs sehr wichtig, das Originalstück auf Ereignisse und Orte ihrer eigenen Stadt Düren zu übertragen und somit eine authentische Inszenierung zu schaffen. Der instrumentalpraktische Kurs eröffnete die Aufführung mit einem rhythmischen Feuerwerk, wobei die Schüler - als Straßenkehrer verkleidet - mit ihren Besen einen mitreißenden Rhythmus auf die Bühne brachten. Im weiteren Verlauf wurden weitere musikalische Elemente in das Theaterstück integriert.
In dem Stück zeigen die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sehr engagiert und einfühlsam die Geschichte des Lebens von der Jugend bis zum Tode. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Nachbarskinder Tom und Emily. Während der erste Akt unter dem Motto „Das tägliche Leben“ steht, wird im zweiten Akt die Hochzeit der beiden im „großen Stil“ gefeiert. Im letzten Akt verdichtet sich die Handlung und die Darsteller nehmen das Publikum in der ausverkauften Aula mit in das Reich der Toten.
Emily ist bei der Geburt ihres zweiten Kindes gestorben und erhält die Möglichkeit, aus dem Jenseits auf die Lebenden zu schauen. Hier vermitteln die Schülerinnen und Schüler dem Publikum sehr emotional die zentrale Botschaft Wilders: Jedermann soll die Einmaligkeit der einzelnen menschlichen Existenz erkennen und die Zeit, die ihm im Leben bleibt, nutzen, um den Kontakt mit den Mitmenschen pflegen.
„Über die vielen Stunden der Proben, die auch an Wochenenden stattfanden, sind die Schülerinnen und Schüler ganz stark zusammengewachsen“, sagte Cornelia Rehling. Auch die Schreckensnachricht über den Kreuzbandriss des Hauptdarstellers eine Woche vor der Premiere konnte die Theatergruppe nicht von ihrem Weg abbringen. Zwar mussten deshalb kurzfristig zahlreiche Umbesetzungen vorgenommen werden. Aber auch dieses Problem löste die Gruppe mit großem Erfolg. Der lang anhaltende Applaus am Ende der Aufführung zeigte dem jungen Theaterensemble, dass sich die Mühen gelohnt haben und Theater mehr ist als nur „schauspielern“ - nämlich auch ein Stück Persönlichkeitsentwicklung.